Mit der wachsenden Akzeptanz für Chinesische Kräuter und der stetig steigenden Nachfrage von Patienten nach natürlichen Heilmethoden gibt es auch in Deutschland einen erhöhten Bedarf an gut ausgebildeten Ärzten, die sich mit den unzähligen Kräutern aus Fernost auskennen. Die Pflanzenheilkunde ist einer der Hauptbestandteile in der Chinesischen Medizin. Dadurch ergeben sich für uns Schulmediziner nicht nur neue Karrieremöglichkeiten, sondern vor allem eine Vielfalt an alternativen, zielführenden Therapieoptionen.

Was sind chinesische Heilkräuter?

Unter dem Begriff „Kräuter“ werden verschiedene Pflazenbestandteile wie Blätter, Blüten, Wurzeln oder Rinden zusammengefasst. Seltener kommen mineralische oder tierische Produkte zum Einsatz. Während ein westlicher Facharzt ein wiederkehrendes Portfolio an Medikamenten hat, die er verschreibt, wählt der TCM Arzt aus über 350 verschiedenen Kräutern aus und stellt für jeden Patienten ein individuelles Rezept zusammen. Diese Rezepturen beinhalten zwischen drei und fünfzehn Kräutern.

Wir erlernen im TCM Studium nicht nur theoretische und praktische Fertigkeiten, sondern auch eine Betrachtungsweise von Gesundheit und Krankheit, die uns in der Schulmedizin bislang völlig fremd war. Im Gegensatz zur westlichen Medizin, die symptomorientiert ist, bedient sich die TCM unterschiedlicher Diagnosekriterien, um zugrundeliegende Ungleichgewichte zu verstehen.

TCM Studiengang - Chinesische Kräuter

Das Erlernen der Kräuter in der TCM

Da der Bereich der Chinesischen Kräuter ein großer ist, nehmen wir uns im Unterricht nacheinander die einzelnen Gruppen, in die die Arzneimittel eingeteilt werden, vor. So haben die Kräuter derselben Gruppe eine ähnliche Wirkung oder gleichen sich in ihrem Temperaturverhalten oder Geschmack. Das Besondere ist, dass jeder Student eine Probe des Heilkrautes, welches durchgenommen wird, erhält. Zuhause kann sich jeder ein eigenes Herbarium anlegen. Bei der Vielzahl an Kräutern ist es nämlich umso wichtiger, durch visuelles oder sogar olfaktorisches Lernen sich die Chinesischen Kräuter einzuprägen. Den Stoff vertiefen wir, indem wir Fallbeispiele aus der Praxis der Dozenten miteinander erörtern. Einige Patienten erklären sich sogar bereit, in die Vorlesung mitzukommen und sich von uns Studenten befragen zu lassen.

Unterschiede zwischen westlicher und chinesischer Arzneitherapie

Während meiner Tätigkeit im Krankenhaus hatte ich oft das Gefühl, dem Patienten nicht die bestmögliche Therapie bieten zu können. Zwar wusste ich nicht, wie diese konkret aussehen sollte, da der Patient bereits leitliniengerecht behandelt wurde, doch es blieb ein Gefühl der Unzufriedenheit. Schnelle Wechsel vom einen zum nächsten Medikament, Nebenwirkungen einfach zu akzeptieren oder mit einem weiteren Medikament auszugleichen, frustrierten mich vor allem bei psychiatrischen Patienten sehr.

Aus diesem Grund bin ich nun umso glücklicher, mit der chinesischen Arzneitherapie einen Weg gefunden zu haben, individuell auf den Patienten einzugehen. Zwar gibt es auch in der TCM Standardrezepturen, aber es hier dem Arzt möglich, ein Mittel wegzulassen, auszutauschen oder die Rezeptur zu erweitern.

Mein Fazit: Mag die Ausbildung manchmal lernintensiv sein, so gewinnen wir mit den Chinesischen Heilkräutern ein unglaublich interessantes und nützliches Handwerkszeug, das wir gleich in der täglichen Praxis einsetzen können – und das macht Spaß!