Der autonome Kreis Bama Yao in der Region Guangxi Zhuang (Provinz Guangxi) in China ist seit mehreren Jahren für seinen hohen Anteil an Hundertjährigen bekannt (Xiao, Xu, & Yuan, 1996; Ye et al., 2019). Der Anteil von Hundertjährigen in der Weltbevölkerung steigt stetig. In Europa beträgt der Anteil 17,3 pro 100.000 Einwohner, wobei Frankreich, Italien und Griechenland die höchste Rate haben (Teixeira, Araujo, Jopp, & Ribeiro, 2017). In der Region Bama hingegen, wo ca. 240.000 Menschen wohnen, liegt der Anteil laut der nationalen Volkszählung Chinas in den vergangenen Jahrzehnten bei 30 pro 100.000 Einwohner (Liang et al., 2012; Xiao et al., 1996). Bama wurde mit dem Zertifikat „The World’s Fifth Longevity Township“ von der International Natural Medical Association ausgezeichnet (Y. Liu, Nie, & Liao, 2012). Aufgrund der auffallenden Langlebigkeit waren die Einwohner dieser Region immer wieder Gegenstand zahlreicher Studien (Ge et al., 2015; Luo et al., 2015; Pan et al., 2012; F. Wang et al., 2015; Yang et al., 2012; Ye et al., 2019).

Fußbäder aus China – die Geschichte des Hundertjährigen aus Bama

Die Hundertjährigen aus Bama sollen zu Zwecken des Yangsheng (Lebenspflege) regelmäßige Fußbäder aus Chinesischen Kräutern anwenden. Zu Zeiten des Kaisers Qianlong (1711-1799) wurden aus Chinesischen Arzneimitteln Fußbäder, das „Bama-Dekokt“ (Bama tang) zusammengestellt, das eine positive Wirkung bei Diabetes, Hypertonie, rheumatischen Erkrankungen, Varizen, Tarsalgie und Schlafstörungen haben soll.

https://www.qinax.com/Qinax-Bama-Kraeuterfussbad.html

Das sogenannte „lebensverlängernde Fußbad-Pulver“ mit pflanzlichen Arzneien des Yao-Volkes in Bama in Guangxi wurde patentiert. Es beinhaltet mehrere Kräuter, darunter Millettiae speciosae radix (Niudali), Polygoni multiflori caulis (Yejiaoteng), Clematidis radix (Weilingxian), Lysimachia foenum-graecum (Lingxiangcao), Edgeworthia chrysantha herba (Yishenbaonuan), Ardisiae japonicae caulis et folium (Tongliangsan), Campsitis flos (Honghua daoshuilian) und Aralia elata (Niaobuzhan).

Um die Wirksamkeit des Bama-Fußbades zu überprüfen und erste Studienergebnisse präsentieren zu können, waren folgende Fragen von Interesse:

Haben sich durch die Bama-Fußbäder die subjektive Gesundheit und die gesundheitsbezogene Lebensqualität (Health Related Quality of Life, HRQoL) gebessert? Es wird erwartet, dass sich durch die regelmäßige Anwendung des Fußbades die subjektive Gesundheit sowie die HRQoL bei den Patienten bessern.

Welche expliziten Veränderungen haben die Patienten durch die Anwendung des Bama-Fußbades wahrgenommen?

Bei der Befragung handelte es sich um eine klinische Follow-up-Untersuchung, die aufgrund der dünnen Studienlage erste Ergebnisse zur Wirksamkeit des Bama-Fußbades liefern sollte. Hierfür wurden im Zeitraum von März 2020 bis August 2020 31 Patienten in der Praxis Prof. Hempen und Kollegen konsekutiv befragt. Die Untersuchung fand zu zwei Zeitpunkten statt: zu Beginn der Studie (Baseline), nach sechs Wochen Anwendung.

Bei den Studienteilnehmern handelte es sich um Erwachsene mit unterschiedlichen, meist chronischen Beschwerden und Vorerkrankungen.

Der Fragebogen beinhalte Bestandteile aus dem SF-36, einem Messinstrument zur krankheitsübergreifenden gesundheitsbezogenen Lebensqualität von Patienten. Er umfasst folgende Felder der subjektiven Gesundheitseinschätzung: Körperliche Funktionsfähigkeit, körperliche Rollenfunktion, körperliche Schmerzen, allgemeine Gesundheitswahrnehmung, Vitalität, soziale Funktionsfähigkeit, emotionale Rollenfunktion und psychische Gesundheit (Morfeld, Kirchberger, & Bullinger, 2011). Der Fragebogen zur aktuellen Befragung wurde entsprechend der Anforderungen für die Patienten von TCM Praxen weiterentwickelt.

Datenauswertung zum Chinesischen Fußbad

Die Datenauswertung erfolgte mit dem Statistikprogramm IBM SPSS Statistics Version 26.

Es erfolgte zunächst ein relativer Vergleich der Patienten zu beiden Zeitpunkten. Da die Verteilung nicht bekannt war, wurde der Wilcoxon-Test für verbundene Stichproben verwendet (Harms, 2019). Als Signifikanzniveau wurde p < 0,05 festgelegt.

Patientenkollektiv

 WeiblichMännlich
Anzahl17 (54,8 %)14 (45,2 %)
Altersmedian Altersrange60 33 – 8265 – 81

Folgende Faktoren zeigten eine signifikante Verbesserung: subjektiver Gesundheitszustand (p = 0,027), soziale Funktionsfähigkeit (p = 0,007), Schlafverhalten (p < 0,001), Elan (p = 0,046), Anspannung (p= 0,007), Erschöpfung (p = 0,009) sowie mehrere Bereiche der gesundheitlichen Selbstwahrnehmung. Hierunter zeigten folgende Aussagen eine signifikante Änderung:

Nach sechs Wochen gaben die Patienten an, weniger leicht als andere krank zu werden (p = 0,005).

Nach sechs Wochen gaben mehr Patienten an, sich teilweise bester Gesundheit zu erfreuen (p = 0,039).

Ebenso fühlten sich mehr Patienten vital (p = 0,043).

Mehr Befragte gaben an, dass sich zum Zeitpunkt der Befragung ihre Gesundheit verbessere (p = 0,009).

Die Durchschlafprobleme nahmen ab (p = 0,013).

27 (93,1 %) Patienten gaben an, durch das Bama-Fußbad körperliche oder seelische Veränderungen verspürt zu haben. Um die Freitextantworten besser auswerten zu können, wurden ähnliche Antworten geclustert. Die häufigsten Antworten sind in Abbildung 5 dargestellt. Da Mehrfachantworten möglich waren, beziehen sich die Prozentangaben in der Darstellung auf den Anteil an den gesamten Antworten.

Natürlich gab es an dieser Untersuchung einige Limitationen. Für aussagekräftigere Belege der Wirksamkeit sollte eine randomisierte kontrollierte Studie mit mehr Studienteilnehmern vollzogen werden. Bei der Randomisierung werden die Patienten per Zufallsprinzip in eine Behandlungsgruppe eingeteilt, um Störgrößen zu verringern (Kabisch, Ruckes, Seibert-Grafe, & Blettner, 2011). Zudem sollten genauere Anweisungen zur Anwendung des Fußbades gemacht werden. Hierzu gehören eine fest gelegte abendliche Uhrzeit, eine genaue Dauer des Fußbades und eine definierte Wassermenge und –temperatur, denn durch unterschiedliche Behältergrößen erhielten die Patienten eine unterschiedliche Verdünnung des Dekokts. Um die Wirksamkeit des Bama-Fußbades des Weiteren besser definieren zu können, ist es sinnvoll, die Fragestellung auf eine einzige Indikation anzupassen. Da bei der vorliegenden Befragung eine Verbesserung des Schlafs hochsignifikant war, könnte die Indikation Schlafstörungen sein.


Die Ergebnisse dieser Studie basieren auf der Masterarbeit von Dr. Alina Kronwitter